Wir fahren endlose Strecken und Serpentinen, schauen uns hohe Mauern an, hinter denen sich Promis verschanzen. Es gibt sogar eine eigene "Star Map", die die Adressen aller Stars und Sternchen, die hier wohnen verzeichnet. Massen von Autos und Bussen mit Touristen halten an, gierige Blicke, klickklack, Kamera ... Was ein Leben und bei mir immer wieder die Freude darüber, dass meins so klein geblieben ist und niemand stundenlang vor meinem Haus ausharrt, bis er endlich einen Schnappschuss bekommt.
Wir treffen Peter Wolf. Er hat Millionen verdient mit Welt- und Filmhits, für mich ein Held, weil er von 78 bis 82 Keyboarder bei Zappa war ...
Mit ihm fahren wir raus aus Beverly Hills, auf nach Malibu. Peter hat den Freifahrtschein, die Eintrittskarten in die Welt der Superreichen. Das teuerste Anwesen hier kostet über 150 Millionen US-Dollar, eine burgähnliche Villa mit einem halben Berg dazu. Sie gehört einem afrikanischen Diktator, gekauft mit Blutdiamanten und unterschlagenen Entwicklungsgeldern, Hubschrauberlandeplatz und Pazifikblick inklusive. Wir pissen ihm an die Mauern und ernten den Applaus der halben Nachbarschaft, niemand will ihn hier, aber weg bekommt ihn auch keiner - Money counts ...
Weiter mit Peter nach Venice. Ich erkenne es wieder. Vor 20 Jahren bin ich hier so manches Mal abgestürzt. Heute geht es gesitteter zu: Alkfreies Bier und New York Steak. ... But ... It' s getting cold in the evening, der Herbst schleicht sich an in California. Wir fahren weiter in eins der besten Hotels in Santa Monica und platzen mitten in eine College-Party. Peter stellt uns Jens Lindemann vor, den absoluten Trompetenweltmeister, tough guy ... Er begeistert mit Zigarren, alles was das Herz begehrt, nur meine Marke - CG - aus den berühmten grünen Blättern hat er nicht ... Schade eigentlich.
Jens und Peter begeistern mit neuen musikalischen Ideen. Udo L. plant den Welthit mit 70, was nur konsequent wäre, schließlich kommt er ja aus den 70ern ... Zur Aufnahme werden wir uns demnächst mal ein paar Wochen in Peters Haus in Malibu verschanzen. Kein schlechter Arbeitsplatz, hoch oben über dem Meer.
Dann ein schneller, kältebedingter Aufbruch und alle verschwinden im Bett oder in der Badewanne, der neugierige Autor ist wieder alleine.
Jetzt, an der Bar frage ich mich, warum auch amerikanische Barmusiker nicht besser sind, als die Kollegen anderswo. Hier sogar mit einem Schlagzeug, das alles andere übertönt, was ich in einem Hotel dieser Klasse noch nie gehört habe. Dazu ein durchaus begabter, schwarzer Sänger und ein Pianist, die sich dennoch nicht gegen die Solovorstellung ihres mittelmässigen Drummers durchsetzen können.
Alles so laut, dass ich den durchaus an einer Konversation interessierten amerikanischen Businessman neben mir überhaupt nicht verstehen kann. Von daher werde ich wohl nie erfahren, ob er ein homoerotisches Interesse hat, oder mir den Deal meines Lebens anbieten will. Also starre ich weiter mein Bier an und er redet mit seinem Wodka. Und mit WillsSmith, der mir gegenüber sitzt, komme ich auch nicht ins Gespräch ...
Warum wird eigentlich in beinahe jedem Luxushotel der Welt ausgerechnet an den Barmusikern gespart?
Morgen treffen wir Sergio Mendez und alles erscheint mir immer noch wie ein (amerikanischer) Traum ...